ls ich dann mit ihr alleine dastand, und um uns war der blanke Wald, nur noch eine Spur Thomas im Nebel, als ich dann also den schon nur noch ahnbaren Umrissen Thomas nachsah, aber ihnen nachsah, weil ich wußte, daß sie neben mir stand, daß ich sie nicht ansehen konnte, weil ich genau wußte, was dann kommen würde, weil genau kommt, was kommen muß, wenn insgeheim jeder für sich und beide zusammen warten, daß jemand geht, jemand, der der oder die Dritte ist, und dann klar ist, was man erwartet, wenn man alleine ist mit dem und der, deretwegen und wegendessen man den Dritten wegwünschte, da wußte ich nicht, was ich sagen sollte, zumindest im gewöhnlichen Sinn wußte ich das überhaupt nicht. Denn ich wußte nicht, was ich sagen sollte, um zu verhindern, daß das eintrete, was wir erwarteten; wußte nur, daß ich sie nicht ansehen durfte, daß ich auf keinen Fall in diese Richtung sehen durfte, weil mein Blick dort entgegengenommen würde, so wie das auch einfach natürlich ist. Es würde am Einfachsten sein, die Wahrheit zu sagen. Ich würde mich umdrehen, ihr sagen, wie die Dinge stehen. Klar machen, daß ich sehr wohl weiß, was nun passieren wird, was eigentlich unentgänglich passieren muß, wenn man es zuläßt. Daß ich das aber, was das sein wird, auf gar keinen Fall machen wollte. Und ich würde werde ihr sagen, warum. Was die eigentliche und schwerste Aufgabe ist. Ich werde ihr sagen, daß ich sichere Anzeichen dafür habe, daß die Entwicklung der persönlichen Beziehung, die wir beide zueinander haben, in geradezu unentgänglich festen, ja genormten Bahnen weiterlaufen wird würde, käme es zu keinem Bruch in deren Struktur, und daß es somit gilt, gelte, dem Einhalt zu gebieten, aus dem Grunde, der von meiner Erfahrung eindeutig und klar ableitbar ist, ja, der sich sozusagen selbst ableitet. Und, auf die Frage, welcher Grund oder welche Gründe dies denn seien, müßte ich zunächst sagen, daß dieser einfache Grund zu den denkbar zu vermeidendsten gehörte. Es liegt nämlich eine schlimme Entwicklung darin, wenn die Dinge weiter so passieren, wie die festen Bahnen dies verlangen. Und dann fragt sie was hierbei auch das Normalste ist sie fragt dann, was konkret denn dann so Schlimmes sei an diesen, wenn denn tatsächlich, tatsächlich würde sie sagen, vorhandenen festen Bahnen. Was, wird sie fragen, was ist denn so schlecht an diesen Entwicklungen, die sich da, wie du sagst, und damit schaut sie mich noch freundlich, geradezu unangenehm liebevoll an, die sich da also anbahnen werden, zwischen uns, und ich sage, schon rein aus meiner mir eigenen Genauigkeit, daß sich diese schon anbahnen, ja schon Fakt sind, nicht erst anbahnen werden, und dann würde ich das wohl ausführen. Geradezu trotzig, aber nahezu auch belustigt erwidert sie dann, ich weiß es jetzt schon, daß das ja recht abstrakt wäre, daß das wieder, wie sie sagen würde, wieder zu abstrakt sei, und sie damit nichts anfangen könnte, wobei ich dieser Verstocktheit entnehme, mir sogar sicher bin, daß sie nicht wolle, nichts anfangen wolle, mit dieser von ihr sogenannten Abstraktheit, wobei doch natürlich diese Ausführungen die reine und die konkrete Wahrheit enthielten, nichts als genau das, was notwendig Tatsachen sind, in unserer unheilvollen Lage, was ich ihr dann erklären würde. Mit einem Anflug von geradezu heiterem Spott, der aus ihren Bewegungen spricht, meint sie, daß auch sie von ganz wirklichen Dingen rede, von geradezu und nüchtern betrachtet greifbaren Dingen, und der Tatsache, daß sie zwischen uns passierten. Und dabei faßt sie mich dann auch noch unverfroren an Handrücken und -teller, mit Daumen an Rücken und mit Finger an Teller, wie ich genau feststelle, was mich nicht erstaunt, doch in heftige und unheilvolle Erregung versetzt. Und ich solle sie doch ansehen, sagte sie. Ich solle sie doch ansehen, würde sie dann sagen. Ich werde wieder weiter ausholen, denke ich. Wenn ich nun neben ihr stehe, und alles in mir wartet auf meine Worte, ich muß tatsächlich, ohne daß man dieses erwarten könnte, tatsächlich weiter ausholen. Und dann würde ich tatsächlich ganz wirklich und konkret, wenn sie das denn so will, sagen, daß so etwas nicht gehen könnte, daß Menschen nicht einfach so zusammen kommen könnten, daß vielmehr (im Gegenteil!) die Menschen ohnehin, genau genommen, kaum Fähigkeiten hätten, und dann aber ganz sicher auch nicht, gerade das nicht, nämlich sich, ja einfach sich so lieben könnten, das würde ich sagen, ohne größere, nein vielmehr schwerwiegendste Konsequenzen. Das würde, werde ich sagen. Und dann wüßte ich ja genau, werde ich sagen, daß, und dabei würde ich auch leicht meinen Kopf neigen, ich weiß es eben genau, daß auch dies eine Tatsache sei, ist, die speziell auf das Genaueste auf mich zutreffe, so wie sie auch auf sie zutreffe, auch wenn es nicht ihre Erfahrungen wären und sind, die ich bei dieser Feststellung sozusagen verwerten würde. Ja, nickte ich da ernst, die Erfahrungen sind es nämlich, die uns auf das Eindeutigste prägten, und ebenso alle anderen Menschen. Aber nicht nur, daß man das akzeptieren muß, auch wenn man diesen sicher ungerechtfertigten Schluß ziehe, die Erfahrungen anderer Menschen gelte nicht für sich selbst, sage ich, trotzdem doch gelte, daß es diese Erfahrung für alle Menschen gäbe, daß dies sozusagen ein Wesenszug der Menschen, wie die vier Gliedmaßen, solch ein Wesenszug sei, und daß es aber hierbei nicht einmal, wie in der leiblichen Version, die Möglichkeit einer Fehlgeburt, hierbei also die einer eigentlichen Andersentwicklung eines geistigen-psychologischen Menschen gäbe, weil vielmehr als die Gliedmaßen zum Körper die Psyche ja noch viel mehr zum Menschen gehörte, würde ich sagen, und dann eben kein Mensch so einer sei, der dieses Ding nicht habe. Überzeugung ihrerseits würde ich dann auch noch erreichen, wenn ich, wie es in diesem Falle sicher notwendig wäre, berichte über meine Geschichte in Zeiten des Fehlens dieser Einsicht, und das dann auch noch mehr, wenn sie sagte, diese Vergangenheit interessiere sie nicht, ich noch mehr in die Zukunft zeigen werde und ihr letztendlich ganz Genaues sagen kann: daß ich also erkenne, daß ich sie, nach unserem ersten Verliebtsein, das ja womöglich das Tiefste sein würde, werde, ist, (auch das würde, werde ich sagen!) auch bei uns bald erst Zweifel und die Prozesse des Verschließens entstünden und dann alles Mögliche, und noch schneller alles Unmögliche zum Streit führen würde. (Hier würde eine längere Ableitung nötig werden). Und schließlich, und sie wird dann gänzlich, auch sie, völlig überzeugt, die bisher noch so verstockt und siegessicher auftritt oder dasteht, hier im verlassenen Wald so neben mir, wird also dann auch gerne, wenn auch leise weinend sagen dann, daß sie das nicht haben wolle, daß ich ihr das nun wirklich erklärt habe und sie sicherlich auch alleine, wenn auch viel später, diese Entwicklungen verstanden hätte, und wird dann wollen, daß alles so wäre wie früher, aber das kann nicht mehr so sein, sage ich, wie früher, und auch das würde sie dann verstehen. Und so wird mein Gespräch laufen, so wird es sein, ja, denke ich. Und mit dieser Überlegung stehe ich im blanken Wald und sehe nach dem Hauch von Thomas, und sehe, daß da doch schon noch viel weniger als ein Hauch von ihm zu sehen ist, und ich drehe mich um und sie sieht mich an und ich weiß, daß ich recht habe, und ich bin froh, so froh darüber, und ich umarme sie und ich sehe sie an und ich muß sie küssen und sie küßt mich ohne das zu müssen und wir lehnen uns an den Baum und rutschen leise und langsam zusammen, zusammen an ihm ab und wir werden nie mehr irgendetwas reden müssen. Nie mehr. Beppo |