der depp

Zeitschrift für authentische LeseRinnen.

der depp ist da.
:wie kaum anderswo ist der Name Programm. Spiegelt er doch die selig-naive Fragewut des Kindes als auch die zumindest phänomenale Akribie und boshafte Eindeutigkeit des schon perniziös zu nennenden Frage-Und-Antwort-Spiels von Infantilität bis Senilität in höchst globalem Sinn. Und das nicht zufällig!

der depp stammt, wie uns die Etymologen aufklären, vom frühneuhoch-deutschen "tapp" her, wo einerseits "tapperkiet" anklingt, das sich nichtsdestotrotz auf "tappen" zurückführen läßt: Hier ist also wieder das intuitive und doch äußerst verspielte Umhergleiten, übergehend in ein Suchen, ein Wühlen, ein Forschen, das jenseits der wissenschaftlichen Intelligenzija liegt, das weder heute noch morgen sich selbst saturieren kann, das aber keinesfalls um die Wertigkeiten seiner mentalen Resultate bangt: eine meta-emotionale Intelligenz verzweigt sich in seiner Anläßlichkeit – die da ein jahrtausendealtes Streben ist – und in deren Effîzienz, die von Anbeginn an das Wesen selbst oder vielmehr seine Existenzgrundlage war.

der depp will überzeugen, nicht überreden. Er will, durch des Tappen eigene Affektion zum Widerspruch, bei Lesenden die Kritikfähigkeit herausfordern, zur Kreativität führen. Ergo reguliert die Prägnanz des Rezipienten ad hoc, als Quasi-Replik, die responsive Position. Simpliciter ist es doch der Leser, er und sie, die Leserin, wenn sie auch im sicherlich geringeren Ausmaße, der und die an seinen, des deppen Fragen entlang sich hangelnd, die Erklärungen mit sich zerren, gewonnen aus der rogativen Reibung, die er auf seinem Weg entlang der Gleitflächen postmoderner Problemkultur erfährt.

der depp expliziert ad ceterum noch einen weiteren Sachverhalt: das "Geben einer Antwort geht nicht auf in der gegebenen Antwort", wie Bernhard Wadenfels es vor kurzem formuliert hat. der depp will sich dieser vermeintlichen Utopie positiv entgegenstellen: durch den Funktionsverlust, die Antwort, die er nicht gibt, betreffend, wird diametral dem Frager entgegengearbeitet; die Koinzidenz zwischen dem Fragen und der impliziten Antwort der Frage ist die Dissolution des phänomenologischen Malheurs: insofern der depp fragt, den Leser vor seine eigene Antwort stellt, verschmelzen diese beiden kommunikativen Endpunkte als essentielle Struktur des Denkens.

der depp ist für authentische LeseRinnen.